„Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust“ (Faust I)
Der Weg zur Sinngebung des menschlichen Lebens steht und fällt mit der Erkenntnis, was der Mensch ist, wie beschaffen er ist: Wer bin ich?
Schon in der Antike waren sich die Menschen natürlich bewusst, welche Bedeutung die Antwort auf diese Frage hat. So lautet die Überschrift über dem Tempel von Delphi, in dem die Weissagerin Pythia die Geschicke der Frager orakelte: „Erkenne dich selbst“ („Gnothi se auton“).Und sie hat es nicht bei dieser allgemeinen Mahnung belassen, sondern sie mit einer weiteren verdeutlicht: Sophrosyne, die Mäßigung. Damit wird der Mensch aufgefordert, seine typischen Angst-, Wut- und Wunschgedanken zu beherrschen und damit den Weg zur Befreiung vom Leid einzuschlagen.
Auf das stoffliche Verständnis vom Menschen als reinem Mängelwesen zu jener Zeit folgte seine Charakterisierung als Wesen mit einem göttlichen Kern (Plotin). Dazu hat Kirchenvater Augustin später dann die göttliche Ebenbildlichkeit aus der Schöpfungsgeschichte aufgegriffen. Dennoch hat das Christentum alle Versuche einer solch auch geistigen Selbstdeutung als Vermessenheit aufgefasst: Es betonte eine Urdistanz zwischen Schöpfer und Kreatur, – Jesus natürlich ausgenommen – und hat das bis heute beibehalten (Ausnahme: „Vergöttlichung“ in der Orthodoxie der griechischen Kirchenväter: Theodosie).
Durch die spirituelle Verlorenheit des Menschen in der Moderne scheint die Suche nach Selbsterkenntnis verloren gegangen zu sein. Dementsprechend hat er auch jeglichen Versuch aufgegeben, die damit verbundene menschheitliche Leidfreiheit im Hier und Jetzt zu erreichen, wie sie in den Weisheitsschriften beschrieben ist, vom Judentum über Hinduismus, Islam, Daoismus und schwerpunktmäßig Buddhismus: „Die edle Wahrheit über die Beendigung des Leidens“ – mit Ausnahme natürlich des Christentums. Vielmehr hat er sich rein individualistisch mit seinem unbewussten Sein der ausschließlichen Selbsterhaltung und der damit selbstverständlichen Existenz des Leidens abgefunden. Und er versucht ständig, diesem nach Möglichkeit zu entgehen und/oder es erbittert zu bekämpfen, mit restlosem Unverständnis in Bezug auf Sinn und Logik der Mahnung Jesu, dem Übel nicht zu widerstreben (Bergpredigt).
Aber natürlich gibt es den entscheidenden Schlüssel für ein erfolgreiches erfülltes Leben, in dem der Mensch seine Bestimmung verwirklicht. Wenn ich weiß, wie und wer ich bin, dann weiß ich, wonach und wie ich erfolgreich mein Leben führe. Jesus umschreibt das blumig mit der Formel „“… sie werden das Erdreich besitzen.“
Wenn ich weiß, wie und wer ich bin, dann weiß ich, wonach und wie ich erfolgreich mein Leben führe. Die Thematisierung der Selbsterkenntnis finden wir heute in den unterschiedlichsten Bereichen menschlicher Kultur:
Literatur:
„Wie in einem jeden Menschen lebten auch in Nechljudov zwei Menschen, der moralische Mensch, der sein Wohl im Wohl der anderen suchte und der tierische Mensch, der nur sein eigenes Wohl suchte und diesem Wohl die ganze Welt zu opfern bereit war …“ (Leo N. Tolstoj: Auferstehung; Band I, Kap. 14)
Malerei:
Der norwegische Künstler Edvard Munch zeigt in seinem Bild „Der ertrunkene Junge“ eine helle und eine dunkle Männerfigur nebeneinander hergehend, die die zwei Seiten der gleichen Person darstellen sollen und die darum kämpfen, diesen Menschen zu beherrschen. Der Künstler selbst äußert sich dazu wie folgt:
„Die Spaltung (!) der Seele, … die wie zwei zusammengebundene Vögel jeder nach seiner Seite streben … ein fürchterlicher Kampf im Käfig der Seele.“ (Munch-museet. Oslo 2007)
Philosophie:
Arthur Schopenhauer auf die Frage, wer er sei: „Im Herzen steckt der Mensch, nicht im Kopf. Zwar sind wir gewohnt, … das gewohnte Ich als unser eigentliches Selbst zu betrachten. …Dieses ist aber bloße Gehirnfunktion und nicht unser eigenstes Selbst, … das, wenn das [Ich] im Tode untergeht, unversehrt bleibt.“
Islam:
Der Sufi-Mystiker Ibn Arabi schreibt im 13. Jahrhundert:
„Wisse: Die menschliche Geschöpflichkeit besteht aus Geistseele (ruch) … und Triebseele (nafs) …“ (Die Weisheit der Propheten II, Kapitel Junus).
Hinduismus:
Das heilige Buch der Hindus, die Bhagavad Gita, beschreibt den Menschen derart:
„Zwiefach ist aller Wesen Art; teils göttlich, teils niederer Natur.“ (XVI,6).
Außerdem sagt die Gita über den oberen Teil der menschlichen Seele, die Geistseele (niederer Teil: Triebseele) Folgendes aus:
„Ich bin der Gott, das ew’ge Selbst, das jedem Wesen innewohnt. … (X,20)
Christentum:
Der bedeutende christliche Theologe des Hochmittelalters, der Dominikanergeistliche Meister Eckhart, schreibt:
„Die Seele nun habe zwei Antlitze: Das obere schaut allzeit Gott, und das niedere sieht nach unten und lenkt die Sinne.“ (Predigt 49)
Zu diesem unteren Antlitz der Seele im Verhalten des Alltagsmenschen äußert er sich so:
„Der äußere Mensch, das ist der feindliche Mensch …, da ist in mir etwas, was gegen das ist, was Gott gebietet.“ (Vom edlen Menschen)
In der Sichtweise des Evangelisten Johannes lässt dieser den Nazarener folgendermaßen zu Wort kommen: „Ich kann nichts von mir selber tun.“ (Joh. 5,30) „Der Vater mir, der tut die Werke.“ (14,10)
Im 17. Jahrhundert schreibt der schlesische Mystiker Angelus Silesius:
„Zwei Menschen sind in mir:
Der eine will, was Gott will,
der andre, was die Welt, der Teufel und der Tod wollen.“ (Cherubinischer Wandersmann V, 120)
Der Volksmund:
Er spricht derbe, aber treffend vom „inneren Schweinehund“ als dem Gegenpart zum „Gewissen“ mit dessen typischen Mahnungen, den Gewissensbissen.
Jüdische Weisheit:
In der zweiten Schöpfungsgeschichte wird der Mensch symbolisch durch die beiden Elemente ausgedrückt, aus denen er geschaffen wurde, zum einen aus dem materiellen „Erdenkloß“, zum anderen aus dem geistigen „Atem Gottes“, der unstofflichen transzendenten Dimension (Genesis 2,7). Dieses Doppelgesicht ist versinnbildlicht durch Kain und Abel (Gen. 4, 1-16, wie auch im Koran in Sure 5, 27 ff.)
Diese und viele andere ähnliche Hinweise zeigen erst einmal den Aufbau der beiden Teile unseres Seelenlebens; einige nennen dazu aber auch die moralische Wertigkeit. Zwar kennt jeder Mensch irgendwie diese gegensätzlichen Bestandteile seines Innenlebens, aber bewusste Kontrolle über ihre Funktionen hat er im Regelfall nicht. Vielmehr reagieren die meisten Menschen automatisch dazu, „nur ihr eigenes Wohl zu suchen“, was zum Beispiel 500.000 Fahrerfluchten pro Jahr andeuten.
Die beiden Seelenteile bestehen einerseits aus dem Selbsterhaltungstrieb, dem Egoprogramm im Menschen, der Triebseele, die in erster Linie sich selbst liebt und dann höchstens noch die eigene Umgebung; sie befindet sich auf der materiellen Ebene der Existenz. Der andere Teil der Seele ist die Liebe zu allen anderen Menschen, die Intuition, die innere Stimme, „den Vater in mir“, die Geistseele, das Bauchgefühl, das Gewissen. Die Geistseele, die „bess’re Seele“ (Faust I, Studierzimmer) ist auf der göttlichen Stufe des menschlichen Bewusstseins angesiedelt. Sie ist dasjenige Liebesprogramm (s. Kap. 17), das sich eben nicht nur auf das unbedingte eigene Überleben bezieht, sondern auf das aller Menschen. Dies ist der (hin)eingeborene Gottessohn, der „sein Wohl im Wohl der anderen sucht.“ Kann man es treffender ausdrücken als Goethe, der Faust sagen lässt:
„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust:
Die eine hält in derber Liebeslust
sich an die Welt mit klammernden Organen;
die andre hebt gewaltsam sich vom * Dust
zu den Gefilden hoher Ahnen.“ (Faust I. Vor dem Tor.)
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* Nichtigkeit (abgeleitet von Staub)
Die menschliche Software
Sie ist die Brücke zwischen Gott (spirit; Metapher: Sonne) und Materie (body) und Sie hat zwei Gesichter. In ihrer Zweiteilung begegnen sich Stoff und Geist. Das Überwinden der Schranke, das Herabsteigen der Geistseele auf die irdische Ebene , ihre physische Erfahrbarkeit vor allem als innere Stimme oder Bauchgefühl und ihre physikalische Wirkkraft („Schutzengel“) nennt das Christentum den Heiligen Geist.
Geistseele (nous):
Metapher: Sonnenstrahl Jesu Wortwahl: „Gottessohn“
Geistiger Teil der Seele (physisch erfahrbar), überlebend, nicht sterblich.
„Vater in mir“, Hohes ICH, Atman, „Schutzengel.“
Dessen Dolmetschereigenschaft nennt das Christentum den Heiligen Geist. Intuition, Gewissensbisse, „erster Gedanke,“ Bauchgefühl.

Dreiwegemischer (Biezl) https:/ commons.wikimedia.org/wiki
Triebseele (soul):
Jesu Wortwahl: Menschensohn
Materieller Teil der Seele, sterblich.
Niederes Ich, Psyche, Ego, Ratio, Verstand und Emotion. negative Gedanken, Teufel in der Wüste (christl.), Nicht-Selbst (buddh.). Sorge, Angst, Wut, Egoismus, Besitz-, Geltungs-, Machtstreben; Gewaltanwendung, Triebimpulse.
Mischhebel:
Dieser Verteiler zwischen den beiden Seelenstufen wird einerseits von „unten“, von den Wahrnehmungen durch die Sinnesorgane und dem Programm der Selbsterhaltung gesteuert, andererseits aber auch von „oben“, vom Programm der Erhaltung aller, vom Bauchgefühl, von der Intuition, von den Ideen: „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“ (St. Exupéry: Der kleine Prinz).
Dieser Mischer (Tauler: homo rationalis) ist der zentrale Teil des menschlichen Bewusstseins. Er entscheidet im Konflikt zwischen „oben“ und „unten“ in den sogenannten „Gewissensentscheidungen“, die allerdings bei 99 % der Menschen fast immer von „unten“, also vom Ego gesteuert werden. Insofern sind seine „Entscheidungen“ in Wirklichkeit weitestgehend unbewusst und nicht echte, weil nicht eigentlich eigene. Grundsätzlich wird die Entscheidungsgewalt aber nicht verloren. Diese Steuerungen entsprechen zumeist den Anteilen der beiden Instanzen, also wie viele Anteile jeweils ins Bewusstsein durchkommen, entsprechend dem materiellen und/oder dem spirituellen Einfluss.
Ein klassisches Beispiel für diese Qual der Wahl, in der das Bewusstsein sich zwischen Tierseele und Geistseele befindet , ist Jesu innerer Kampf im Garten Gethsemane (Mt. 26,39): Er wird aus Angst um seine Existenz bestürmt von unten, indem er darum bittet, dass „dieser Kelch an ihm vorbeigehen möge“, also Folter und Kreuzigung; er wird ebenso dem Antrieb von oben ausgesetzt, der göttlichen Lenkung, und er entscheidet (!) sich hierfür, also zu tun, „wie du willst.“
Bei mindestens neunundneunzig von hundert Menschen ist der Einfluss bzw. das Verständnis der Impulse von oben verbarrikadiert. Wem das übertrieben erscheint, der kann ausrechnen, dass zum Beispiel in einem Dorf mit 500 Einwohnern schon mal fünf vorhanden sein müssten, die ihr Handeln danach richten, dass „Dein Wille geschehe.“
Die beiden Identitäten des Menschen
Die Erkenntnis der Gespaltenheit der menschlichen Seele ist für den Lebenserfolg entscheidend. Ein Vergleich mit dem Tierleben zeigt es: Das Leben der Tiere wird ausschließlich vom Programm der unbedingten Selbsterhaltung gesteuert: Jagen, Fressen, Ausruhen, Schlafen, Fortpflanzen, Kämpfen gegen Konkurrenten. Die Tiere haben nur diese eine Verhaltenssteuerung. Bei ihnen gibt es den Konflikt zwischen Gut und Böse nicht, und sie haben folglich auch keinen freien Willen zwecks Unterscheidung. Den Angehörigen des Löwenrudels ist es dementsprechend nicht möglich, sich um andere Löwen außerhalb des eigenen Rudels zu kümmern. Und ihre Lebensführung geht auf Kosten anderer. Die Tiere leben ausschließlich nach diesem Programm des Überlebens, sie können nicht ausbrechen. Für sie ist der Sinn ihres Existierens ihr Existieren.
Die Menschen leben ebenfalls nach diesem Programm. Für 99 % besteht der Grundantrieb in ihrem Leben ebenfalls aus persönlichem Selbsterhalt, und wenn möglich, so auskömmlich wie möglich. So ist auch für die meisten Menschen der für sie unbewusste Sinn ihres Existierens ihr Existieren.
Das äußert sich in allen möglichen Formen, vom „Spaß haben“ über Las Vegas bis zu den unzähligen Aktivitäten der materiellen Weltverbesserung. Nur hat sich seit Jahrtausenden zwar der materielle Lebensstandard verbessert, aber die Menschen sind neidisch, egozentrisch und eifersüchtig geblieben, sie leiden unendlich am bösen Nachbarn und gemeinen Vorgesetzten, an Unfall, Diebstahl, Raub, Vergewaltigung und Mord, auf übergeordneten Ebenen an Pandemien mit Hunderttausenden von Opfern, an Terroranschlägen mit Messern, Schusswaffen oder Lastkraftwagen, an politischen und religiösen Systemkonflikten mit Bürgerkrieg oder Krieg, sie leiden an allen nur erdenklichen Krankheiten, sie lügen und betrügen nach wie vor und wenden unverändert Gewalt an, an Kindern, Partnern, anderen Gruppen und Völkern. Sie lassen sich von der Faszination und dem Heilsversprechen des technischen und sozialen Fortschritts blenden und kommen im Traum nicht auf die Idee einer grundsätzlichen Überwindung ihres unfassbaren Leids, obwohl dies doch das selbstverständlichste von der Welt wäre und obwohl sämtliche Weisheitslehren von nichts anderem sprechen.
Dieses Hängen am Programm der Triebseele, an der Egozentrik, führt zu einer scheinbar endlosen Fortführung des Lebens von Gut und Böse, also auch des grundsätzlichen Leidens. Die scheinbare Perspektive, die „Welt ein Stück besser zu machen zu wollen“, beschränkt sich auf die Anhebung des materiellen Lebensstandards und hat mit einer Herauslösung aus Gut-Böse, vor allem mit Befreiung vom Leid, nichts zu tun. Dass diese Verblendung in den Köpfen der Menschen nach wie vor funktioniert, liegt daran, dass sie im Einzelnen oft erfolgreich ist (das momentan Gute aus dem Reich von „Gut und Böse“) und dadurch die Verschärfung der Gesamtlage (Klimakrise und Kriegsgefahr) überlagert. Sie ist eine tagtäglich widerlegte Illusion, die dennoch mehr als erfolgreich wirkt und in der Hindu-Weisheit Maya genannt wird, die Göttin der Verschleierung (siehe Kap. 23).
Das Paradestück dieses Egoprogramms ist die sogenannte Nächstenliebe. Diese Liebe, die die Menschen so nennen, praktizieren sie wortwörtlich in Bezug auf die unmittelbare Umgebung, auf Lebenspartner, Kinder, Eltern, Verwandte, Nachbarn, Freunde, mittelbar auch auf Angehörige der eigenen Gruppe und auch des eigenen Volkes. Sie hat mit dem geistigen zweiten Programm nichts zu tun und ist für menschliche Weiter- und Höherentwicklung wertlos. Denn sie ist nichts anderes als erweiterter Selbsterhalt, dessen individuellen Nutzen man an jedem Löwenrudel sehen kann. Jesus deckt das ziemlich unhöflich auf: „Nur die lieben, die euch lieben? Dafür gibt es keinen Lohn. Das tun auch die Gauner.“ (Mt. 5,45)
Dieses Verständnis von Liebe in Bezug den Nächsten schließt Fremden- bzw. Feindesliebe aus, insbesondere durch rassistische Vorbehalte, dies meist aus unbewusster Angst um die Selbsterhaltung. Dieses egozentrierte Verständnis vom „Nächsten“ wird von den Menschen wie gesagt genau so verstanden und praktiziert: Siehe das Vorbeifahren von Hunderten von PKW an deutlich sichtbaren Unfallopfern am Straßenrand oder an unzähligen Bankkunden, die zum Geldautomaten wollen und dabei (Überwachungskamera) über den Bewusstlosen, der davon liegt, ungerührt hinwegsteigen.
Im Menschen ist generell im einzigen Gegensatz zum Tier jedoch ein zweites Programm angelegt. Es besteht aus Zuwendung, Hingabe und Erhalt auch der anderen Menschen: Sein Merkmal ist, grundsätzlich über den Rahmen von Familie, Freundschaft und Sippe sowie auch über den des Volkes hinauszugehen, wie es im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter (Lk. 10,29 ff.) gezeigt wird. Dieses Programm ist das der wahren Nächstenliebe, die alle Menschen als Nächste erkennt. Dieses zweite Programm hat das Tier nicht.
Dieses zweite Programm, das der Erhaltung auch aller anderen Menschen dient, wird am Beispiel dieses Samariters deutlich, der – als Fremdling aus Samaria von seiner israelitischen Umgebung verachtet und entwürdigt – einem wildfremden hilflosen Verletzten am Straßenrand zu Hilfe eilt, also uneigennützige Zuwendung zu Fremden zeigt. Dieser samaritanischen Mitmenschlichkeit entspricht der Begriff „ubuntu“ aus den afrikanischen Kulturen: „Ich bin, weil du bist.“ Er geht weit über die beschriebene Liebe zum emotional und räumlich Nächsten hinaus, weil er weder individualistisch noch konkurrenzbezogen ist, sondern gegenseitige Abhängigkeit und Verbundenheit aller (!) Menschen enthält. Er zeigt die theoretisch unmittelbare Einsicht, dass stabile Selbsterhaltung nur über die Erhaltung der anderen funktionieren kann. Aber die praktische Verwirklichung wird durch die Entfernung und natürlich durch das eigene Ego verhindert.
Wie der besagte Samariter uneigennützig hilft, helfen aber auch immer wieder Menschen anderen. Es sind Lebensretter, Priester, Blutspender, Geber, Förderer, Krisenhelfer, Whistleblower. Von ihnen folgen viele mehr oder weniger selbstlos dem zweiten Programm. Es bedeutet, dass ihre Sinngebung – mehr oder weniger – auch noch eine andere ist als ausschließlich die der Selbsterhaltung.
Was die Fürsorge einer Mutter für ihr Kind betrifft, so geschieht dies zwar weniger aus übergreifender, sondern vielmehr interner Menschlichkeit und überwiegend aus unbewusstem Selbsterhalt in erweiterter Form, siehe Löwenrudel. Aber Mütter wie auch ganz allgemein Retter und Helfer beschreiten durch ihre Hingabe aber schon die erste Sprosse der Leiter zur karmischen Überwindung der Egozentrik. Dennoch verbleiben sie bewusstheitsmäßig im Rahmen der materiellen Welt; es gibt noch keinen höheren Bezug zur spirituellen Bestimmung des menschlichen Lebens generell (siehe Kapitel 10), im Christentum mit dem Begriff „Vollkommenheit“ (Mt. 5,48) bezeichnet. Hier geht es um die wahre Sinngebung des Existierens, wie sie alle Weisheitslehren beschreiben.
Der zentrale Inhalt des zweiten Programms ist diejenige Liebe zu den anderen Menschen wie „wie die zu sich selbst“ (Mt. 19,19): Bei „ubuntu“ ist klar, dass es sich zumindest um eine deutliche Alternative zur Selbstbezogenheit handelt. Bei derjenigen Liebe zu anderen aber „wie zu sich selbst“ geht es – über die Bevorzugungsliebe hinaus – immer um Aufopferung, sowohl von Hardware wie vor allem um Software wie z. B. grundsätzlicher Vergebung und Fremdenliebe.
– Judentum, 3. Mose, 19,18:
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selber…“.
– Islam, Koran, Sure 41,34:
„Wehre das Böse ab mit dem Besseren, dann wird der, mit dem du in Feindschaft lebst, wie ein inniger
Freund und Beistand.“
– Hinduismus, Bhagavad Gita, XIII. Gesang:
Vers 17: „Der Lebensgeist weilt in eines jeden Herz …“ Vers 28: „Wer ihn begreift als den, der allem
innewohnt, schmäht nicht sein Selbst im andern Selbst. Der wandelt so den Pfad zur Höh‘.“
– Buddhismus, Dhammapada, Vers 5:
„Es wird in dieser Welt / nie Feindschaft durch Feindschaft abgestellt. Durch Nichtfeindsein/ hört
Feindschaft auf.“
– Daoismus, TaoTeKing, Vers 49:
„Des Weisen Herz schlägt in allen, deshalb ist er gleich gütig zu den Guten wie zu den Unguten.“
– Christentum, Mt. 5,44:
„Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen .“
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Der entscheidende Zusatz „wie zu sich selbst“ ist aber für 99 % der Menschen ein Fremdwort. Denn dass ich mit allen anderen Menschen so umgehe wie ich mit mir selbst, ist auf der Stufe mit ausschließlich materiellem Bewusstsein nicht möglich. Kain lässt grüßen. „Wie zu sich selbst“ setzt eine Stufe geistigen Bewusstseins voraus, auf der sich der Anfang des Allesvergebens und der praktizierten Feindesliebe befinden. Das meint – nicht auf den ersten Blick sichtbar – den zentralen Faktor des Opfers. Dabei geht es nicht nur um die Hingabe an Geld, Energie oder Zeit, sondern vor allem darum, nicht zurückzuschlagen, sich nicht zu sorgen, spenden nur im Geheimen (Mt. 6) und um alle anderen Zumutungen, wie sie etwa die Bergpredigt enthält. Es ist die Hergabe der negativen Gedanken und des selbstischen Willens, des Selbstbezuges.
Für andere da zu sein, ist einerseits für manche Menschen in entsprechenden Tätigkeitsfeldern nichts anderes als ein Job, andererseits jedoch auch für viele eine Berufung, die die in ihnen angelegte Zuwendung und Hingabe für andere ermöglicht. Aber welch ein Maß an Verständnis, Rücksichtnahme, Absicherung, Fürsorglichkeit und grenzenloser Vergebung erfordert es, jene zu „lieben wie dich selbst.“ Das ist ein Stich ins Herz des persönlichen Ego und erfordert ein großes Maß an Ego-Aufgabe, wie es sie die großen Vorbilder wie Gandhi, Buddha, Jesus, Martin Luther King, Mandela (Vergebung), Janusz Korczak, der US-Army-Sanitäter Desmond Doss, Mutter Teresa oder Malala, aber auch viele „normale“ Mitbürger gezeigt haben, die ihre Hingabe immer wieder auch bewusst mit ihrem Leben bezahlt haben wie zum Beispiel Franz Jägerstätter (hingerichtet 1943 wg. Kriegsdienstverweigerung) oder Arland Dean Williams jr.
Mit der Stufe der All-Liebe (siehe Kap. 17) ist ein Verständnis der spirituellen Einheit aller Menschen gemeint: Es hat mit irdischem Gefühl wie Zuneigung nichts zu tun. Es geht „nur“ um die Erkenntnis der im eigenen (!) Selbst angelegten spirituellen Substanz und derjenigen auch aller anderen Menschen. Es geht das besagte Erkennen des „ew’gen Selbst, das jedem Wesen innewohnt“, das eben nicht „sein Selbst im andern Selbst schmäht.“
Diese Stufe der Liebe bezieht sich nicht auf den materiellen Seelenteil, sondern nur auf den geistigen (s. u.). Es bedeutet, dass sie die Einsicht enthält, dass auch der brutalste Mensch ein Gottessohn ist, auch wenn sein Zugang zu dieser Anlage komplett blockiert ist. (Natürlich bleibt jegliche selbstverständliche Bestrafung einer Untat auf der weltlichen Ebene bestehen.)
Die höhere Stufe der Liebe enthält das Bewusstseins der eigenen Geistseele oberhalb der Dimension der Materie mit der Triebseele. Sie ist die bewusste Einsicht der Einheit der eigenen Geistseele mit der Geistseele des Gegenübers. Sie ist die entscheidende Leiter zum Erreichen des Bewusstseins der Einheit allen Seins.
Diese Ebene der Liebe ist im Christentum im Wesentlichen durch Jesu Lebensführung gezeigt, im Buddhismus etwa durch Siddharta Gautama, aber auch sehr viel konkreter etwa bei Mahatma Gandhi. Sie ist den weitaus meisten Menschen aber fremd. Der Grund dafür ist die damit verbundene unbewusste Angst, den eigenen Selbsterhalt zu gefährden. Es würde ja bedeuten, sich praktisch für Wildfremde einzusetzen, wie man es sich auch für sich selbst, also für die eigene Erhaltung wünschen würde, wenn man an ihrer Stelle wäre (Goldene Regel).
Damit ist nun aber nicht etwa gemeint – was das Problem der in der Neuzeit immer aktuellen Migration betrifft -, einem ungesteuerten Zuzug Tür und Tor zu öffnen. Im Gegenteil: Weil für massenhafte Einwanderung vor allem in existenziell attraktive Gebiete ein ungeordnetes Einströmen schnell zum übervölkerten Zusammenbruch der Gesamtheit führt, kann die Fürsorge für fremde Verelendete „wie für sich selbst“ nur daraus bestehen, in einer kollektiven Gesamtanstrengung für menschenwürdige Lebensbedingungen der Dortigen an ihren bisherigen Wohnorten zu sorgen – eben, wie man sie sich für sich selbst als dortiger Betroffener wünschen würde. Aber von einer solchen solidarischen Selbstverständlichkeit im Sinn weltweiter Mitmenschlichkeit sind die Menschen gegenwärtig weit entfernt.
Wir kommen mit der Selbsterhaltung, dem unbedingten Überlebenstrieb auf die Welt, selbstverständlich: Sie ist ein notwendiges Basisprogramm, das uns dazu befähigt, Krisen zu überwinden, Lösungen zu finden, das Aufwachsen der Kinder zu schützen, usw. Aber bei den besagten 99 % entwickelt sich dieses Basisprogramm zur ausschließlichen Egozentrik, die verständnislos triebgesteuert im beschriebenen Rahmen der animalischen eigennützigen „Nächstenliebe“ befangen bleibt. Eine Mitmenschlichkeit, die über den Rahmen der selbstbezogenen Umgebung hinausgeht, ist bei den Menschen unbewusst durch das erste Programm der ausschließlichen Selbsterhaltung blockiert. Dabei sind die Personen mit ihrem egozentrischen Verhalten „nur“ Werkzeuge ihrer Triebseele, der Steuerung der Selbsterhaltung, die dazu führt, dass sich die Menschen „tierischer als jedes Tier“ (Goethe: Faust I, Auerbachs Keller) aufführen: Tiere bauen keine Konzentrationslager.
Dass die Menschen im Unwissen über ihre Innensteuerung(en) leben und auch keine Ahnung davon haben, dass sie das Potenzial haben, den Verteilerhebel umlegen zu können, ist der Grund für die Aufklärungsbestrebungen durch Bibel, Gita, Koran, Dhammapada, TaoTeKing usw. auf. Die Bergpredigt zum Beispiel fordert die Menschen zu dieser Kurskorrektur um 180 ° auf, durch Feindesliebe und umfassende Vergebung.
Und auch, wenn die Menschen im Regelfall kein Bewusstsein für wahre Nächstenliebe im Sinn der Goldenen Regel haben, befinden sie sich infolge des unbewusst bohrenden „zweiten“ Programms und ihrer handgreiflichen Vorbilder doch in einem ebenso unbewusstem Zwiespalt zwischen Ego – und Fremdenliebe.
Literarisch hat Robert Louis Stevenson versucht, die Spaltung der menschlichen Seele in seiner Novelle „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ zu verarbeiten, auch wenn er sie nur auf der horizontalen Ebene sieht und die Vertikale nicht kennt.
Es gab schon immer Ausdrucksformen für die beiden Seiten der menschlichen Seele wie etwa den prähistorischen Löwenmenschen vom Hohlenstein, den altgriechischen Minotaurus oder die Zentauren. Sie bringen ein Menschenbild zum Ausdruck, das eine Art Kreuzung zwischen Tier und Gott zeigt.



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Das betrifft auch das Elster-Symbol im Erleuchtungsroman „Parzival.“ Die im Verlauf der Handlung immer wieder auftauchende Elster mit ihrer schwarz-weißen Färbung (nicht gesprenkelt und auch nicht grau) zeigt den ständigen mehr oder weniger bewussten Konflikt zwischen den beiden gegensätzlichen Seeleninstanzen. Aber es gibt natürlich auch Darstellungen, die ihren Schwerpunkt nur auf den dunklen Teil der menschlichen Seele, das Ego legt, wie es Goethe durch das Beispiel Faust zeigt und Mephisto nennt.
Sich seine gespaltene Seele bewusst zu machen bedeutet, seinen materiellen Teil, den des Säugetiers, mehr und mehr zu verdrängen und seinen spirituellen Teil nach und nach zu aktivieren. Die buddhistische Weisheit nennt das „beide Welten erkennen“ (Dhammapada XIX, 269). Paulus nennt das „tägliches Sterben.“ Damit meint er nicht ein biologisches Dahinsiechen des Körpers, der „Hardware“, sondern den materiellen Teil der Software, den Selbsterhaltungstrieb, den es zu reduzieren gilt, um so die Geistseele, die Software des Gottessohnes zu entfalten. Das wird praktisch meist durch Meditation eingeleitet, die das Zurückdrängen der egoistischen und deshalb immer angst- und racheerfüllten Einflüsterungen einübt und dadurch die Empfänglichkeit für die der inneren Stimme, der Intuition, des Bauchgefühls steigert. Das führt dazu, das Ego-Verhalten mehr und mehr zu überwinden, und zwar durch Dienen, durch Selbsthingabe für andere, wobei der Schwerpunkt auf Fremden liegt. Selbsthingabe für die eigenen Partner oder Kinder ist Horizont der Tierwelt, kann jeder und hat auch große irdische Bedeutung, ist aber fürs Egosterben wie gesagt wertlos.

Oleksandr Chaban: In a human being is good and evil … Who are you, human? iStock 94401140
In der altgriechischen Mythenwelt kommt die aktivierte Geistseele des Menschen in der Bezeichnung „Halbgott“ vor, zum Beispiel bei Herakles. Nur sehr wenige Menschen haben eine Vorstellung davon, dass damit im Prinzip natürlich jeder Mensch gemeint ist, auch wenn dieses geistige Potenzial oft genug zugemauert ist, bei vielen sogar komplett. Mit Halbgott sind aber vor allem diejenigen gemeint, die sich tatsächlich praktisch ihren inneren Konflikten (Egoismus-Attacken, Neid, Geiz, Hass usw.) stellen und mit dem zunehmenden Bewusstsein der Kraft ihrer geistigen Aura den Kampf gegen ihre animalische Software erfolgreich aufnehmen.
Jeder hat das Potenzial des Halbgottes oder Gotteskindes, weil er Besitzer des göttlichen Funkens ist, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht. Jeder hat das spirituelle Potenzial zur Selbsterkenntnis und -befreiung: „Ihr seid Götter und alle Kinder des Höchsten.“ (Ps. 82, außerdem Joh. 10, 34) Daraus geht hervor, dass spirituelle Entwicklung, Transformation, Erleuchtung oder wie immer man das Erreichen eines höheren Bewusstseins nennen will, das eigentliche Wesenselement des Menschen ist; dazu bedarf es keiner besonderen Begabung.

Figure emerges from the cosmos. Bestdesigs. iStock 1099434540
Aber niemand hat uns gesagt, dass jeder von uns vom Wesenskern her einzigartig, göttlich und faszinierend ist: „Was nützt es, ich wäre König und wüsste es nicht.“ (Meister Eckhart: Predigten 15)
Vor allem die Kirchen haben sich darauf konzentriert, ausschließlich auf der Sündigkeit der Menschen herumzureiten. Die Lehre Jesu, den Menschen Wege zu ihrer Vervollkommnung aufzuzeigen („Ihr seid alle Götter! Ihr werdet noch größere Dinge als ich tun“, Joh. 14, 12) und die auch vorzuleben, war für sie nichts anderes als Vermessenheit, Anmaßung, Hochmut. Ihr Verständnis vom Menschen war das der Kreatur, das eines rein irdischen Geschöpfs mit „Urdistanz“ zum Schöpfergott. Mit dieser ständigen Abwertung haben sie versucht, eigene Höherwertigkeit zu suggerieren und ihre Machtposition ausgebaut. Deshalb haben sie auch jede Aufklärung wie etwa durch Meister Eckhart wohlweislich totgeschwiegen, notfalls gewaltsam unterdrückt. Und sie haben deshalb auch die Katharer, Johannes Tauler („Gottähnlichkeit unseres Geistes“) oder Johanna von Orléans verfolgt und wenn möglich umgebracht.
Den Grund für unsere göttliche Herkunft nennt die Schöpfungsgeschichte: Es ist die Ebenbildlichkeit, also ein Verhältnis wie zwischen Vater bzw. Mutter und dem Kind. Sie ist zwar nicht den Erwachsenen gleich, aber doch schon die gleiche Stufe. Damit ist im Gegensatz zu den anderen Säugetieren Schöpfungspotenzial verbunden. Dem Ego im äußeren Menschen reicht die Ebenbildlichkeit aber nicht. Es möchte Gott spielen (Gen. 3,5) und Gleichheit erreichen: „ … über alles in der Welt.“
Natürlich hat der Mensch Schöpferkraft, aber nur von Entwicklungen und nicht von Prinzipien. Diese waren schon vor dem Menschen da wie die Relativität vor Einstein. Der Mensch kann durch Erbmanipulation und Klonen das Design von Leben kreieren, aber nicht das Leben selbst. Dr. Viktor Frankenstein lässt grüßen.
Dass der Mensch einen göttlichen Kern habe, erscheint angesichts seines Raubtierverhaltens und dem, was er unserem Planeten und seinesgleichen antut, erst einmal wenig glaubhaft. Der moderne Mensch in Zeiten der Globalisierung sieht sich durch „andere“ einer Unzahl von Bedrohungen wie Konkurrenzdruck, Anschlägen, Arbeitsplatzunsicherheit, Flüchtlingsströmen, Einbrüchen, Drogenkonsum und religiös motivierter Gewalt usw. gegenüber, bei denen schwerlich das besagte göttliche Erbe auszumachen ist. Und doch gehört es ebenfalls zum alltäglichen Leben, dass unglaubliche Talente, Glanzleistungen und Aufopferungen für die Allgemeinheit zu beobachten sind. Es sind die großen Vorbilder der Menschheitsgeschichte, die nicht als Ausnahmen, sondern als Vorbilder Beispiele für das innere Potenzial in jedem Menschen zu verstehen sind, ähnlich wie Eltern für die Kinder. Täglich werden wir Zeuge davon, welche unglaublichen Fähigkeiten, Talente und welch Mut im Menschen stecken wie Lebensretter, Heiler, wissenschaftliche Talente, begnadete Anführer wie Mandela oder Gandhi, soziale Engel usw.
Der Mensch ist das einzige Lebewesen mit der Fähigkeit zu vertikaler Transformation. Eine Rose kann das ebenso wenig wie ein Löwe. Und Tiere können wie gesagt nicht aus dem animalischen Selbsterhaltungsprogramm ausbrechen. Nur der Mensch kann sich geistig höher entwickeln. Goethe als Meister der poetischen Zusammenfassung bringt es auf den Punkt:
„Wär‘ nicht das Auge sonnenhaft,
die Sonne könnt es nie erblicken,
läg‘ nicht in uns des Gottes eigene Kraft,
wie könnt uns Göttliches entzücken.“
(Zahme Xenien, 3. Buch)
Die materiell-geistige Natur des Menschen
Gott (spirit) |
Seele (nous), Heiliger Geist mit All-Liebe – – – – – – -Mischhebel – – – – – – – – – – – – – – – Seele (soul) mit Bevorzugungsliebe |
Körper (body) |
Das Diagramm zeigt die Doppelnatur des Menschen in Form von Materie und Geist: Einerseits ist es die materielle Identität mit physischem Körper und dem Denken- und Gefühlsleben. Letzteres (Psyche) enthält die Steuerung der Selbsterhaltung durch die Triebseele mit Verstand, Gefühlen, Gedächtnis. Es ist der tierische Anteil.
Der höhere Anteil besteht aus der geistigen Dimension mit der göttlichen Intuition, dem Bauchgefühl, der inneren Stimme: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, wie es Saint-Exupéry im Kleinen Prinzen ausdrückt.
Das Bündel von Triebseele und Geistseele ist die Brücke zwischen Materie (body) und Gott (spirit). Biblische Begriff für den animalischen und den spirituellen Teil sind „Menschensohn“ und „Gottessohn.“
Was den Menschensohn betrifft, so schreibt Matthäus: „Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene.“ ( 20,28). Zum Gottessohn äußert sich Paulus: „Wer an den Sohn Gottes glaubt, trägt das Zeugnis in sich.“ (1. Joh. 5,10)
Ein Bewusstsein der spirituellen zweiten Identität – also über den egoistischen Selbsterhaltungstrieb und die emotionale Liebe hinaus -, dieses Bewusstsein der Seelenkraft der spirituellen Liebe (siehe Kapitel 7) ist bei den meisten Menschen nur angelegt, aber komplett versperrt. Ihre Selbsterkenntnis beträgt vielleicht 1 % ihrer gesamten Seinsweise. Denn ein Level des geistig gesteuerten Lebens („Dein Wille geschehe!“) wäre ja erkennbar durch Freiheit jeglichen Leids, jeglicher Sorge und jeglicher Angst (Hiob 42; 5,10,16).
Die materiell ausgerichteten Menschen glauben, dass sie nur aus Verstand, Gefühlen und natürlich dem Körper bestehen. Sie sind davon überzeugt, dass der Verstand ihre hauptsächliche Steuerungsinstanz ist. Dass er aber nur Werkzeug ist und seinerseits gesteuert wird für Eingaben von „oben“ (Geist) und – fast immer – von „unten“ (Ego), kommt für sie nicht in Betracht.
Natürlich gibt es auch viele, die an die Existenz einer steuernden Seele in ihnen „glauben“, aber ohne jegliche Konsequenzen: Denn, nachdem sie den Gottesdienst verlassen haben, neiden, geizen, eifersüchteln und lügen sie nach wie vor. Und die Kirchen tun alles, um diesen Widerspruch unerwähnt zu lassen; denn dann würde ihre Erfolglosigkeit durch die Jahrtausende hindurch deutlich werden. Um dies notdürftig zu verdecken, verschiebt ihre Lehre die Erlösung in das Reich nach dem Tod: „post mortem.“ Natürlich merken die Menschen das und verlassen sie deshalb in Scharen. Alle anderen Religionen betonen übrigens das Gegenteil zu „post mortem“: „der hat Vollendung hier erreicht“; siehe nicht nur Hiob (s.o.) oder die Bhagavad Gita in XVIII, 46. Vor allem aber und entscheidend ist die konkrete Erfahrung der vielen Menschen, die den Weg der Ego-Kreuzigung beschritten haben und ihren persönlichen Level irdischer Vollendung, erreicht haben, deutlich sichtbar etwa an Aufopferung einerseits und andererseits Leidfreiheit. In manchen Fällen geht das persönliche Opfer des Selbsterhaltens auch bis zur Hingabe des Lebens wie bei Janusz Korczak, Arland Williams und auch vielen Soldaten an der Front.
Das Unwissen über die eigene höhere Identität ist die Ursache allen Leidens dieser Welt, was der Buddha vor zweieinhalbtausend Jahren schon klar erkannt hat. Wir sind biologische Säugetiere („Menschensöhne“), aber zugleich Halbgötter, also Gottessöhne. Wir sind Ausdruck des Trieblebens des Säugetiers, aber auch Ausdruck der göttlichen Liebeskraft, die die Hand im Handschuh erkennt. Dementsprechend betont Jesus: „Ihr seid alle Götter!“ (Joh. 10,34). Dass wir in einem Jammertal leben, ist Folge des vereinseitigten Unwissens darüber.
Was wäre nur geschehen, wenn den Menschen ihr göttliches Erbe, ihre göttliche Identität (neben der animalischen) von Anfang ihrer irdischen Existenz an bewusst gewesen wäre? Die Aufklärer waren da: Odysseus, Herakles, Jesus, viele Propheten, Märtyrer, Platon, Plotin, Ibn Arabi, Nanak, Buddha, Lao Tse, Maimonides, Meister Eckhart, Goethe durch Faust, Gandhi, Mandela, Mutter Teresa, Eckhart Tolle, viele andere. Die Menschen haben diese Wegweiser aber nie als Beispiele für ihr eigenes verhülltes Potenzial aufgefasst, sondern als Ausnahmen von irgendeinem anderen Stern, denen man nur staunend und anbetend gegenüberstehen könne. Deshalb fordert der Hindumönch Vivekananda jeden Menschen auf:
„Wisst Ihr, wie viel Macht, Kraft und Größe in Euch verborgen liegt? Der Mensch hat erst einen unendlich kleinen Teil seiner wirklichen Macht zur Offenbarung gebracht. Wer ihn klein und schwach wähnt, irrt. Kennst Du alles, was in Dir steckt? In Dir sind unbegrenzte Kraft und Glückseligkeit. In Dir lebt der Weltengeist, dessen inneres Wort das einzige ist, auf das Du horchen … solltest. Erkenne, wer Du in Wirklichkeit bist, die keinem Tode unterworfene, allwissende … Seele. Erinnere Dich dieser Wahrheit Tag und Nacht, bis sie zu einem Bestandteil Deines Lebens geworden ist und Dein Denken und Tun bestimmt. Denke daran, dass Du … nicht der schlafende Alltagsmensch bist. Erwache und erhebe Dich … und offenbare Deine göttliche Natur.“
Solange die Selbsterkenntnis jedes Einzelnen in Bezug auf sich als göttlichem Ebenbild aber fehlt, dominiert das von der Selbsterhaltung geprägte niedere animalische Verhalten. Genau das ist der Grund, warum der egozentrierte Mensch erkranken, Wünsche und Ängste haben, lügen, betrügen, quälen und töten kann.
Niederes Ich und hohes ICH
Mit der Aussage des Nazareners „Ich (?) bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh. 14,6) kann bestimmt nicht derjenige Teil gemeint sein, der von sich weiß: „Ich (?) kann von mir aus nichts tun“ (Joh. 5,30), denn „der Vater in mir ist es, der die Werke tut“ (Joh.14, 10). Dieses materielle Ich, das „nichts von mir aus“ tun kann, konnte nie und nimmer derjenige Teil des Nazareners sein, der Wahrheit und Leben verkörpert und bewirkt. Aufgrund der Unklarheit über den göttlichen Teil unserer Identität wurde das Wort „Ich“ zumeist auf die materielle Seite des Nazareners bezogen, auf seine Person, obwohl dieser selbst an verschiedenen Stellen bezeugt, dass er als diese Person, als äußerer Mensch, als Handschuh, als „kleines Ich“ nicht zu achten sei:
„So ich von mir selbst zeuge, ist mein Zeugnis nicht wahr.“
„Gott sieht die Person nicht an.“
„Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an.“
Außerdem verwendet er bei Aussagen über sich als Person ausschließlich den Begriff „Menschensohn.“
Ein „Ich“ als Weg und Wahrheit konnte somit nie und nimmer das materielle Ich der Person des Zimmermannes und Rabbis sein, also keinesfalls das kleine Ich, der überlebenszentrierte Teil der Person in Form der Triebseele. Es musste die göttliche Seele in ihm sein, der andere Teil, der immaterielle, das gewaltige hohe ICH aus Ex. 3, in der Gott sich benennt. („ICH bin, der ICH bin“), der Christus im Menschen. (Es ist diejenige Instanz, die innere Stimme, die die Quäker als „Inneres Licht“ bezeichnen.) Der Nazarener bezieht also seine Äußerungen einmal auf den materiellen Seelenteil seiner Person, ein andermal auf seinen göttlichen; dabei hebt er oft nicht hervor – Ausnahmen siehe oben – , ob er gerade den „unteren“ Teil seiner Seele oder den „oberen“ meint. Es bedarf deshalb manchmal schon genauerer Betrachtung, um die gemeinte Hälfte seiner Identität zu erkennen, wie dies in seiner Aussage zu „Weg, Wahrheit und Leben“ zu sehen ist.
Aus gutem Grund sagt er nicht etwa: „Gott ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. “ Denn Ersteres ist der Hinweis darauf, dass es um die göttliche Seele direkt in ihm geht und nicht um einen Gott entfernt irgendwo da oben. Er fährt fort: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.“ Er sagt nicht etwa, „ich“ werde euch freimachen!
Jesus hat auch nie gesagt, dass er Gott sei, er betont, dass er ihn in sich habe, er also sein Ausdruck bzw. seine Verwirklichung sei. Die Kirchen haben von Anfang an diesen Ausspruch nun derart verwendet, als dass Jesus der einzige Mensch wäre, der dieser Weg und diese Wahrheit verkörpern würde. Dem widerspricht nicht nur eine Reihe seiner eigenen Aussagen:
„Das Reich Gottes ist inwendig in euch.“
„Der, der in euch ist, ist größer als der, der in der Welt ist.“
In der Tat war Jesus der große Leuchtturm des Christentums, aber beileibe nicht der einzige weltweit gültige. Seine Lehre der Selbsterkenntnis in Bezug auf den göttlichen Teil mit Vergebung und Feindesliebe lässt sich auch ohne Weiteres in den hinduistischen Urtexten der Veden, insbesondere in der Bhagavad Gita, finden: „Ich wohn‘ in eines jeden Herz.“ (XV,15) Mit derselben Substanz kommentiert der islamische Mystiker Ibn Arabi einen Ausspruch von Mohammed: „Wer sich selbst kennt, kennt seinen Herrn.“ Dem Siddha Yoga wird zugeschrieben: „Schau nach innen, du bist der Buddha.“ Die gleichen Inhalte sind im altchinesischen Tao Te King (Daodejing) zu finden: „Wer, um Klarheit bemüht, nach innen schaut, gelangt zur … Wahrheit.“ (10)
Weil dem Menschen der „Odem Gottes eingehaucht“ ist (Gen. 2,7), gilt für jeden, dass das ICH in ihm „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ ist, unabhängig davon, wie stark dieses innere Licht entweder entfaltet oder eben versperrt ist. Diese Polarität des Menschen, einerseits des animalischen, andererseits des geistigen Menschen, bringt Jesus wie gesagt dadurch zum Ausdruck, dass er über sich sagt: „Von mir selbst [Person] kann ich nichts tun“, „der Vater in mir [Intuition] tut die Werke.“ (Joh. 5,30; 14,10).
Da der Seelenbegriff unzählige Interpretationen erzeugt hat (siehe Wikipedia), ist hier die Wortwahl Goethes von den zwei Seelen in der einen Brust zugrunde gelegt: Zwischen Geist („spirit“) und Körper („body“) soll der Zwischenbereich der Seele (nous und soul) mit eben diesen beiden Seelenteilen angeordnet sein, der Triebseele und der Geistseele.
Der Mensch ist Brücke zwischen Geist und Materie, eine zweigesichtige Brücke zwischen Intuition und Logik, zwischen göttlichem und tierischem Erbe, zwischen Idee (Platon) und Ratio, zwischen „innerem Menschen“ (Paulus im Brief an diese Epheser 3,16) und äußerer Person (Menschensohn). Der Intuition entspricht dem Sonnenstrahl der Sonne, der den Menschen mit Licht (Erkenntnis) und Wärme (Liebe) versorgt. Mit der Herrschaft des Instinkts der Selbsterhaltung, dem „Menschensohn“, leben eben fast alle Menschen. Der Mischer, das menschliche Bewusstsein mit dem Verstand als Instrument entscheidet, welchen Eingebungen es folgt, wobei unter „Entscheidungen“ auch unbewusstes Verhalten zu verstehen ist.
Jesus hat durch seine innere intuitive Lebensführung, den „Vater in mir“, immer versucht, von seiner Person abzulenken: „Was nennst du mich gut, niemand ist gut, nur Gott!“ Schließlich drückt er die Unterschiedlichkeit der beiden Instanzen im Menschen auch dadurch aus, dass er sich als Person mit seinem materiellen Bewusstsein an seinen Innengott wendet (Mt. 26, 39 ff.). Dessen Existenz ist in der Gita schon fünfhundert Jahre vor dem Evangelium zum Ausdruck gebracht worden.
Die Kirchen vermeiden es, den direkten individuellen Zugang jedes einzelnen zu seiner göttlichen Seele zu lehren, den Weg aller spirituellen Sucher. Auch weitere Aussagen aus den Evangelien verdrängen die Kirchen, bezeichnen sie als „falsch übersetzt“, oder versuchen, sie umzudeuten:
„Ich lebe, doch nicht ich, sondern der Christus lebt in mir.“
„Euer Leib ist ein Tempel des Heiligen Geistes, der in euch ist.“
Der Grund liegt auf der Hand: Würden sie anerkennen, dass in jedem Menschen dieses vollkommene Selbst befindet, würden sie das Monopol verlieren, Bevollmächtigter für den Zugang zu Gott zu sein und auf einen Schlag ihre gesellschaftliche Macht verlieren. Deshalb muss für sie Jesus der einzige Gottessohn (sole) im Sinne von z. B. „der einzige Überlebende“ sein. Lästig ist natürlich dann für sie: „Ihr alle seid Götter.“ (Joh.10,34) Ihre Erfindung, aus seiner Einzigartigkeit (exceptional) wie bei Buddha, Krishna, Mohammed, Mose oder Lao Tse den Einzigen zu machen, lenkt davon ab, dass jeder Mensch einzigartig ist, aber ein herausragender Sonderfall deswegen nicht einmalig ist. So wollen sie erfolgreich vom göttlichen Potenzial in jedem Menschen ablenken, egal, wie verbarrikadiert es zum Beispiel auch bei einem vollständig empathiefreien Mördern sein mag. Die abwegige Erfindung vom Einzigen im Gegensatz zu den großen Propheten aller anderen Religionen versucht aber immer noch, die individuelle Wendung nach innen bei der Bestimmung der eigenen Identität zu verhindern. Sie will die Aufmerksamkeit nach außen auf die Person zu richten, also weg von der Führung durch die eigene innere Stimme und auch weg von der Aussage: „Der, der in euch ist, ist größer als der, der in der Welt ist!“ (1. Joh. 4,4), wie Paulus es klarsichtig notiert. Deswegen ist es für sie so wichtig, solche Mahnungen Jesu zum Thema „Erkenne dich selbst“ wie zum Beispiel „Ihr seid alle Götter!“ (Ps. 82,6; Jes. 41,23; Joh. 10,34) „und werdet noch größere Dinge als ich tun“ (Joh. 14,12) tunlichst zu unterdrücken.
Deshalb haben die christlichen Organisationen früher jeden, der von sich behauptete, eine Art göttlichen Funken – das „Innere Licht“ – zu haben, also als einen, der über seine irdische Identität hinaus auch seine geistige erkannt hat, sofort hingerichtet wie z. B. Al-Halladsch, Jeanne d’Arc oder entfernt ähnlich die Katharer und natürlich Jesus. Insofern geht es für sie darum, den Zusammenhang von Menschensöhnen mit „noch größeren Werken“ zu vermeiden.
Da ist jede Betonung der menschlichen Eigenschaften aus Jesu Werdegang von den Kirchen nicht so sehr erwünscht:
– sein Durchdrehen vor dem Tempel, das Umwerfen der Tische der Geldwechsler,
– seine Gewissensqualen im Garten Gethsemane,
– seine scheinbar immer noch vorhandenen Zweifel am Kreuz: „Warum hast du mich
verlassen?“
Vielmehr geht es immer darum, seine Gottessohnschaft zu verabsolutieren, obwohl Jesus selbst dies nach Möglichkeit vermieden hat („Was nennst du mich gut? Niemand ist gut außer dem einigen Gott!“ Mt. 18,19).
Die Wut schottischer Presbyterianer auf die Quäker ist an folgendem Ausrasten abzulesen: „Verflucht seien alle, die da sagen, jedermann habe ein Licht, das genüge, um zu Christus zu führen“ (Paul Held: Der Quäker George Fox. Kap. 10)
All diese Aussagen zeigen, dass die einfallsreiche Lehre der christlichen Kirchen, dass Jesus der einzige Besitzer des „Vaters in mir“ sei, abwegig ist. Allerdings war es bis heute sehr leicht für sie, diesen Personenkult als Machtmittel aufrechtzuerhalten, weil das Bewusstsein der eigenen Ebenbildlichkeit nicht so einfach zu erreichen ist. Und alle Bemühungen hierzu haben die Kirchen wie gesagt unterdrückt. Ein deutliches Beispiel dafür ist ihr Umgang mit Meister Eckhart, der über Jesus aussagt (Wikipedia), dessen:
„…menschliche Natur sei… keine andere sei als die jedes anderen Menschen, … zwar ein unerreichtes Vorbild, aber von Natur aus nicht von den anderen Menschen prinzipiell verschieden. Grundsätzlich ist jeder befähigt, das zu verwirklicht und zu vollbringen, was Christus verwirklicht und vollbracht hat.“
Dafür wurde Eckhart mit dem päpstlichen Bannfluch belegt. Heute besitzen die Kirchen den Bannfluch nicht mehr, höchstens den Entzug der kirchlichen Lehrbefugnis wie beim Reformer Hans Küng; aber nach wie vor wäre jede Lehre, dass „jedermann ein inneres Licht zu spiritueller Selbsterkenntnis habe“, existenzielles Gift für sie. Dies gilt erst recht deshalb, weil persönliche Selbsterkenntnis mit sozusagen Menschensohn- und Gottessohnschaft ein idealer Zugang zum spirituellen Erkennen aller anderen Menschen (Feindesliebe) ist.
Keine andere Religion ist auf die Idee gekommen, ihre großen Propheten wie Buddha, Mohammed, Mose, Laotse oder Krishna derart qualitativ zu überhöhen und schon gar nicht als weltweit einzig zu erklären und damit die anderen Religionen abzuwerten: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, dann wird euch alles dazugegeben.“ Da müssten die Kirchen den Menschen erklären, was mit dem Trachten gemeint ist, wie es praktiziert wird und wie die Ergebnisse aussehen müssen (siehe die Kapitel 8 ff.), und zwar nicht immer erst nach dem Tode, sondern in Hier und Jetzt.
Dabei kann nicht oft genug wiederholt werden, dass es nicht die kirchlichen Personen sind, die die Handelnden sind, sondern das Egoprogramm der Selbsterhaltungsseele, das in ihnen nicht weniger wirksam ist als in allen anderen Menschen auch und das die Hindu-Weisheit Maya nennt, die Göttin der Verschleierung.
Obwohl Jesus all die Eigenschaften der Ebenbildlichkeit (Gen. 1,27), also die Gotteskindschaft aller Menschen hervorgehoben hat, wollen die Kirchen, dass ein Gott irgendwo da oben die Probleme löst, das Internet ist voll von diesen Ansichten:
– „Herr, eile, um mir zu helfen!“
– „Jesus – der Problemlöser.“
– „Jesus Christus – die Lösung der Probleme unseres Lebens.“
– „Jesus ist mehr als eine Problemlösung.“
Die Weisheiten aller Religionen zeigen aber, vor allem die eigenen Erfahrungen im alltäglichen Leben, dass in uns „selbst“ die Lösungen für alle Krankheiten und alle anderen Alltagsprobleme sind: „Ich, der Herr bin es, der dein Arzt ist“, Ex. 15,26) womit unsere innere geistige Identität, der Gottessohn, die innere Stimme, das Bauchgefühl gemeint ist. Sie lehren, dass wir „nach innen schauen“ und unsere Möglichkeit der Schleusenöffnung bewusst einsetzen sollen, um unsere geistige Führung in Bezug auf die Lösung der materiellen Probleme freizugeben. Dabei zeigen sie oft „nur“ die Landkarte zur Lösung auf, die wir dann unter der Begleitung dieses Lotsen zu verfolgen haben, greifen aber auch immer wieder direkt materiell in die Abläufe ein (s.u.)
Die beiden inneren Stimmen kennt jeder, die höhere als Bauchgefühl, Idee, Intuition, Geistesblitz usw., die negative zersetzende als Angst, Minderwertigkeitskomplex, Arroganz, Mutlosigkeit usw., die sich dann als negative Emotionen äußern. Die meisten Menschen sind sich aber nicht der Möglichkeit bewusst, das Trommelfeuer der Negativitäten und ihr Eindringen ins Bewusstsein konsequent abstellen zu können. Außerdem herrscht generelle Unklarheit darüber, wozu es dieses Trommelfeuer überhaupt im menschlichen Leben gibt (siehe Kapitel 13) und dass es entscheidenden Einfluss auf unser Lebensschicksal ausübt. Deshalb ist das Bonmot von George Bernard Shaw so treffsicher: „Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das von sich eine schlechte Meinung hat.“ (Dass diese fatale Selbsteinschätzung das entscheidende Werkzeug gerade zu ihrer Überwindung ist, siehe Kapitel 13.) Das gilt zunächst für die zerstörerische Wirkung der Verhaltensprogramme von „unten“, die sich als Misstrauen, Hass, Überheblichkeit, Minderwertigkeitskomplex, Wut usw. äußern. Es betrifft aber auch die anfangs schwer umzusetzenden Möglichkeiten der Befolgung der Impulse, die von „oben“, also durch den Dialog mit der inneren geistigen (!) Stimme eröffnet werden. Die wahre Selbsterkenntnis vom göttlichen Wesen im Individuum bricht sich Bahn, wenn wir wissen, was zu tun ist und wenn wir der Führung folgen (können), die da lautet: „Dein Wille geschehe!“ (Es spricht Bände, dass die übliche abstruse Betonung im Gottesdienst lautet: „Dein Wille geschehe!“ Dies geschieht letztendlich sowieso. Vor allem wäre die Betonung auf Dein fürs menschliche Ego eine Katastrophe.
Die Voraussetzung für die grundsätzliche Lösung all unserer Probleme ist, dass wir zunehmend die Fähigkeit erwerben, unseren Willen, der wie oben bei Tolstoi angeführt, „nur sein eigenes Wohl sucht“, als solchen zu erkennen und ihn zugunsten dem Willen der inneren geistigen Stimme zurückstellen. Wenn wir dann mehr und mehr „unser eigenes Wohl im Wohl der anderen“ finden, dann fallen auch unsere Krisen im Zusammenleben in Ehe oder Familie, mit unbezahlbarem Wohnraum oder auch solchen wie Arbeitsplatzverlust oder Abtreibung in sich zusammen. Dann entfalten die geistigen Kräfte ihre Wirkung, wie solche Beispiele aus der alltäglichen spirituellen Lebenspraxis zeigen. (Wie geistige Lebensführung durch existenzielle Notlagen hindurchführt, siehe innerhalb der betreffenden Kapitel.)
Die Planungen für die Schüleraustauschfahrt sind in vollem Gang. Es handelt sich dabei auch noch um meine Lieblingsklasse. Außerdem ist diese Unternehmung für alle Beteiligten, auch weil es sich zugleich um die Abschlussfahrt handelt, eine Herzensangelegenheit. Dann bekomme ich in der Meditation sehr deutlich gesagt: „Nein.“ Aber auch nach mehrmaligem sehnlichem Nachfragen: „Nein!“ Es geht nicht um eine Absage der Fahrt, sondern nur um die für meine Teilnahme. Schwer enttäuscht kümmere ich mich um Ersatz für die Fahrtleitung, und ein Kollege steht auch sofort bereit. Die Fahrt wird wie geplant angetreten und verläuft, wie später berichtet, erst einmal außerordentlich harmonisch und erfolgreich. Das Protokoll des Rückreisetages enthält dann den folgenden Ablauf: Frühmorgens sind alle Koffer gepackt, der Bus zum Flughafen steht vor der Hoteltür. Dann ein Anruf von Aeroflot: Sämtlich Flüge seien gecancelt, weil die Asche des isländischen Vulkanausbruchs die Atmosphäre über Mittel- und Nordeuropa erreicht hätte, so dass kein Flugbetrieb mehr möglich sei. Es beginnt für die Reisegruppe und insbesondere deren Leiter eine Extremphase der Belastungen: Die Visa gelten nur noch für diesen Tag, die für einen solchen Fall überforderten Passbehörden machen Schwierigkeiten über Schwierigkeiten, das Hotel muss Notlösungen der Unterbringung einrichten und fordert penetrant die Barbezahlung der zusätzlichen Zimmerkosten, die Telefondrähte zwischen Hotel, Konsulat und heimischer Schule laufen heiß, alle hängen vor dem Fernseher und vor allem muss eine Gruppe munterer Zehntklässler belustigt, beaufsichtigt, belehrt und im Griff gehalten werden. Zudem nagt die Ungewissheit über die Dauer dieser Wetterunbilden an der Geduld der Verantwortlichen und der Eltern zu Hause. Nach geschlagenen sechs weiteren nervenzerfetzenden Tagen mit wildem Hin und Her kommt die Gruppe vollzählig zu Hause an, aber psychisch an der Grenze der Belastbarkeit angekommen.
Ich und Selbst
Der Hintergrund für den grundsätzlichen Unterschied der beiden Identitäten in Bezug auf Vergänglichkeit bzw. Zeitlosigkeit ist schon seit der Antike bekannt: Alles, was mit der Person zusammenhängt, unterliegt der Auslöschung. Im Höhlengleichnis (siehe Kapitel 23) zeigt Platon das Schattendasein der materiellen Personen-Identität des Menschen. Die primäre Identität als Gottessohn, als innerlichem Christus (Joh.10, 34), gründet in der Unvergänglichkeit seines Lebens über den physischen Tod hinaus (Gen. 3, 22; Joh. 5,24; Suren 32, 11, 36,24).
Es geht um die unsterbliche göttliche Seele in uns, um den ursprünglichen und eigentlichen Menschen (Gen. 1,27, nicht: Gen. 2,7). Jeder Mensch ist hauptsächlich ein geistiges Individuum, „hauptsächlich“, weil bleibend. Der Name dieser geistigen Identität ist ICH BIN. Wir sind Seele als Geist und haben Seele als Trieb, Verstand, Gefühl, Gedächtnis usw., Letztere mit ihrem entsprechenden Gehäuse, unserem Körper, so etwa, wie wir – jetzt rein materiell gesehen – Person sind und Kleidung haben.
Die Menschen leben wie selbstverständlich mit dem Bewusstsein ihrer eigenen Identität als Person. Es müsste umgekehrt sein, aber vermutlich noch weit weniger als 1 % der Menschen sind sich ihrer zweiten und eigentlichen Identität als Gottessohn, als Selbst (im Gegensatz zum Ich) bewusst: „Was nützt es, ich wäre König und wüsste es nicht!“ hat wie gesagt schon Meister Eckhart hervorgehoben.
Die jüdische Weisheit des Tanach (AT) drückt den Sachverhalt des Innengottes in folgender Form aus: Gott hauchte dem Menschen sein Leben ein, nicht menschliches Leben und auch nicht nur Leben als solches. Das ist der Hintergrund für die Ebenbildlichkeit.
Der Christus in mir (Paulus) – und eben deshalb auch in dir – ist auch der wesentliche Hintergrund für Jesu Mahnung der Feindesliebe.
Im christlichen Neuen Testament kommt der geistige Kern des Menschen an den Versuchungen in der Wüste zum Ausdruck (u. a. Mt. 4, 9). Dort will der Versucher jedes geistige Bewusstsein innerer Gottessohnschaft auslöschen, und zwar durch die Verlockung, nur ihn anzubeten, also die Materie, das Leben der Gut/Böse-Welt mit allen möglichen stofflichen Herrlichkeiten. Genau dieser Verlockung folgen die Menschen mehr denn je. Ein aktueller Begriff dafür ist „Säkularisierung.“ Ein wesentlicher Grund dafür ist natürlich, dass die Kirchen den Nachweis ihrer Praktikabilität und Effektivität schuldig geblieben sind, nicht nur in Bezug auf die Überwindung des Bösen (siehe Kap. 13)
Wer aber die Opferung der Ego-Kreuzigung bewältigt hat, führt zumeist ein neues Leben in Sicherheit, liebevoller Umgebung und materiellem Wohlstand – im Auge des Hurrikans sozusagen. Er hat die Stufe der Gut-Böse-Welt verlassen. Das sehen wir schon bei Hiob (Vers 42), vor allem aber an veröffentlichter Lebensgeschichten solchen Leuchttürme wie Mandela, Gandhi, N. D. Walsch oder Eckhart Tolle. Das Prinzip ist, durch den Aufstieg in die geistige Dimension, durch die Rückkehr des Verlorenen Sohnes (Lk. 15, 11 ff.) die verbleibende Lebenszeit ohne materiell Gutes und ohne materiell Böses führen können, auf der geistigen Stufe des Nur-Guten innerhalb der materiellen Umgebung.
Der Versucher (Maya, Selbsterhaltungstrieb, Teufel in der Wüste, Mephisto) hingegen will den Menschen auf seine Hülle zu reduzieren. Er will sich ausschließlich an das kleine Ich richten und vom eingehauchten (oder hineingeborenen) Sohn Gottes, vom Hohen ICH ablenken. Es ist überhaupt seine einzige Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Menschen ja nicht auf die Idee kommen, das Prinzip des Geistes hinter der Oberfläche der materiellen Oberfläche zu erkennen, das Prinzip des göttlichen Lebens in allen Menschen, das der Hand im Handschuh.
„Nicht du bist, der da lebt,
denn das Geschöpf ist tot.
Das Leben, das in dir
dich leben macht,
ist Gott.“
(Angelus Silesius: Cherubinischer Wandersmann II, 207)
Triebseele und Geistseele
Von den beiden Seelen, die „ach, in meiner Brust“ wohnen, ist die eine die animalische Triebseele (Psyche), die sich im Selbsterhaltungstrieb (instinct of self-preservation) äußert. Sie steuert mein Leben damit, zu essen, zu trinken, sich fortzupflanzen, für meinen Unterhalt zu kämpfen, das Revier zu verteidigen, Konkurrenten zu vertreiben, den Nachwuchs großzuziehen und sich auszuruhen. All diese Eigenschaften hat auch unsere Hauskatze. Nur unsere höhere Bewusstseinsebene mit der damit verbundenen Möglichkeit, die geistige Dimension zu erreichen, unterscheidet unsere Säugetierverfassung von ihr. Die andere Seele, die Geistseele will uns ernähren, schützen, führen und vertikal entwickeln. Bei ihrem bewussten Erkennen gibt es keinen (!)materiellen Mangel mehr und umfassenden Schutz. Wer das des Öfteren erlebt hat wie Sturz von der Leiter, Rettung bei falsch eingeschätztem Überholen usw., für den sind diese Ereignisse keine Zufälle mehr.
Nach dem Sport fahre ich abends in tiefdunkler Nacht bei strömendem Regen nach Hause. Bei abfälliger Straße kommt die scharfe Linkskurve, die ich gut kennen. Ich ziehe das Lenkrad mit Schwung nach links, aber weil die Straße regennass ist, bricht der Wagen hinten nach rechts aus. Ich steuere ruckartig gegen, also nach rechts, wodurch das Auto nach hinten links ausbricht. Danach stößt es mittig gegen eine jungen Birke, rasiert sie ab, dreht sich um die Längsachse in der Luft, fliegt dabei über den tiefen Graben rechts der Straße und landet weich im gerade gepflügten Acker, und zwar vier Meter vom Straßenrand quer zur Fahrtrichtung auf allen vier Rädern. Ich bin vollständig unversehrt. Nach einigen Momenten der versuchten Bewusstmachung des soeben Geschehenen steige ich aus, hole im prasselnden Regen die Sporttasche aus dem Kofferraum, versinke dabei bis über den Knöchel in der weichen Ackerscholle, stampfe Richtung Straße, lasse mich in den Graben hinunter, krabble mühsam auf alle Vieren die Grabenwand hoch zum Straßenrand. In diesem Moment sehe ich Scheinwerfer auf mich zukommen. Der Wagen hält an, es ist ein Streifenwagen der Polizei. Die Beamten nehmen mich auf, fragen den Hergang ab und fahren mich nach Hause.
Durch Erkenntnis unserer Geistseele werden wir zum unerschöpflichen Strom der Fülle für uns und unsere Umgebung. Der Beweis dafür ist die konkrete Erfahrung, die jeder machen kann, der sich für sie öffnet, der „anklopft“ und (!) Antwort erhält. Die Wirkung der Geistseele entfaltet sich nur da, wo sie als Gegenwart erkannt und irgendwann physisch (!) wahrgenommen wird. Wenn ich so bewusst zum Dialog mit Frage und Antwort gelangt bin, habe ich Fülle und Erfüllung. Dann lebe ich nicht mehr von mir selbst, sondern werde im Wesentlichen von meiner höheren Seele gelebt, was für das Ego im Menschen eine grausige Vorstellung ist; außerdem ist die übliche Sichtweise „Endlich machen können, was ich will“ sowieso unbewusster Selbstbetrug, weil sie die Illusion eines selbstbestimmten Verhaltens der Person ist, obwohl sie nichts anderes als Fremdsteuerung durch den Selbsterhaltungstrieb ist.
Der Dialog mit unserem höchsten Selbst kann nicht willentlich hergestellt werden und schon gar nicht erdient werden. Was wir aber dazu tun können, ist, die Empfangsbereitschaft durch Meditation aufzubauen, also die Blickrichtung nach außen abzuwenden und den Gang des Bewusstseins nach innen anzutreten. Die Geistseele klopft ständig leise an, um sich zu Gehör zu bringen, aber die meisten Menschen sind so in der weltlichen Dimension befangen, dass sie sie überhaupt nicht suchen, auch nicht – mit Ausnahme des „Bauchgefühls“ bei manchen – hören und erst recht nicht zuhören. Dadurch leben sie in einer Welt des Mangels, des Zufalls, der Unberechenbarkeit und der Angst.
„Halt an, wo läufst du hin,
der Himmel ist in dir;
suchst Gott du anderswo,
du fehlst ihn für und für.“
(Cherubinischer Wandersmann I, 82)
Der Glaube, dass wir von unserer geistigen Kraft getrennt sind bzw. das Unwissen, dass es diese innere Stimme überhaupt gibt, ist die Ursache für ausnahmslos alle unsere Probleme, für jeden Mangel. Wer nicht weiß, dass er seinem Wesensmerkmal nach vor allem göttlicher Natur ist, unterliegt dem Leid und dem Mangel des Jammertals, obwohl es nur ein Schritt zur vollständigen Selbsterkenntnis wäre. Jeder Moment der Sorge ist eine Demonstration des Misstrauens gegenüber meiner inneren Stimme. Auch wenn wir nach „oben“ schauen – wie viele Fußballer das tun, bevor sie sich bekreuzigen und dann das Spielfeld betreten -, haben wir in diesem Moment Trennung aufgebaut.
Die Lösung ist, nach innen zu schauen und sich der Gegenwart unserer geistigen Identität bewusst zu machen. Dann machen wir einen riesigen Schritt in Richtung Einheit oder zumindest Vereinigung, so wie die Tinte mit einem Stück Kreide. Zwar hinkt das Beispiel, weil die Tinte ebenfalls zur Materie und nicht zur geistigen Dimension gehört, aber es zeigt deutlich, wie sehr der aktivierte göttliche Einfluss den tierischen Anteil verändert. Dann wächst das besagte Bewusstsein, das Jesus anspricht: „Ihr seid alle Götter und Kinder des Höchsten.“ Dann ändert sich unser Leben, solange wir an alle Dinge des alltäglichen Lebens mit diesem Bewusstsein herangehen.
Ich bin wie der Zweig eines Baumes: Aus dem Baum kommt das Leben in den Zweig, nicht aus der Umgebung. Ein Zweig kann nicht aus sich selbst Frucht tragen. Es gibt nicht das Leben des einen Zweiges und das der anderen Zweige. Es gibt nur das Leben des Baumes. Deswegen welken alle Menschen, die ein vom ICH getrenntes Leben führen.
Nichts muss zu uns kommen, alles muss aus uns kommen, damit Leidfreiheit und Fülle fließen. Dann werden (Jes. 45) alle Hindernisse eingeebnet. Das ist die sinnlich-praktische Erfahrung aller Menschen, die in ihrem Alltagsleben versorgt und geschützt sind, weil sie tagtäglich im Dialog mit ihrer inneren Stimme geführt werden, weil sie sich führen lassen. Befragen wir unsere Seelenkraft um Führung, dann versorgt, schützt, führt und erhöht sie uns. Dazu gehen wir in die Stille, in die meditativer Versenkung, damit das Angst-, Wut- und Hassgeschrei des kleinen Ich ruhig wird und unser Hohes ICH bewusst, hörbar und wirksam wird.
Die Suche nach meiner Geistseele ist der Weg zu wahrer Selbsterkenntnis und -verwirklichung und zugleich zum individuellen Glück im Hier und Jetzt. Die es erkennen, haben das Leben und die volle Genüge. Dann sind wir auch nicht mehr verantwortlich für unseren Lebensunterhalt, wie es die Kinder eines liebenden Vaters auch nicht sind. Das ist seine Aufgabe. Das bedeutet nicht, dass es für uns nicht mehr erforderlich ist zu arbeiten, sondern dass wir es nicht mehr erkämpfen müssen. Wir erledigen einfach „nur“ noch die Dinge, die auf uns zukommen, auch wenn dies erhebliche, manchmal ungeheure Anstrengungen bedeutet. Wir müssen uns nicht mehr im „Schweiße unseres Angesichts“ um unser Einkommen abmühen, sondern wir erben. Wir sind dann nicht mehr von irdischen Zuständen abhängig, sondern wahrhaft frei. Diese Freiheit bedeutet die Befreiung von Kausalitäten und die Entwicklung in Richtung Vollkommenheit. Das ist der Grund dafür, dass Jesus als Ziel der Schöpfung hervorhebt: „Ihr sollt vollkommen sein “ (Mt. 5,48).
Diese Vorgabe der Vollkommenheit definiert er durch die dafür erforderlichen Schritte (Bergpredigt) und erklärt sie durch das Gleichnis vom Verlorenen Sohn (s.o.). Bis hin zum Absturz mit dem Tiefpunkt bei der Schweineherde (Lk. 15, Vers 16) gilt dieses Gleichnis für alle Menschen, zum unmittelbaren Aufstieg (Vers 18) hingegen und zur Vervollkommnung aber speziell für diejenigen, die den spirituellen Weg eingeschlagen haben. Wobei anzumerken ist, dass sie im Regelfall durch irdische Not dazu getrieben wurden.
Der Begriff Vollkommenheit bezeichnet ganz grundsätzlich einen Zustand, der sich (siehe Platon) nicht weiter verändern bzw. verbessern kann. Da es auf der materiellen Stufe nichts gibt, was nicht zu weiterer Entwicklung fähig ist, ist ein Zustand von Vollkommenheit zwangsläufig zeitunabhängig, was in mehreren Weisheitstexten mit dem Adjektiv „ewig“ bezeichnet wird. Damit ist die geistige Stufe gemeint. Genau diese Entwicklung ist die des Verlorenen Sohnes, deren Struktur in vielen Religionen, Sagen, Märchen, Legenden, Romanen usw. wiederzufinden ist.
Sie besteht aus dem Dreischritt:
1) Geburt in der Materie mit Abstinenz von geistigem Bewusstsein, aber unter Mitnahme des „Erbes“, der Geistseele (!). Dann Absturz ins Leiden mit Armut, Krankheit, Trennung, Vereinsamung, irdisch restloser Verlorenheit.
2) Dann die Phase im „Walfischbauch“ (Jona), die mit dem Beginn des geistigen Dialogs zusammenfallen kann. Es ist die „dunkle Nacht der Seele“ (Johannes vom Kreuz), die tiefste Depression, die absolute Ausweglosigkeit und zugleich der Wendepunkt, das Loslassen (aktiv) der bisherigen irdischen Abhängigkeiten. Dazu kommt vor allem aber die passive Erfahrung der Löschung aller Erwartungen, Befürchtungen, Vergeltungen, Pläne, Sorgen, Wünsche, Ängste und weiterer irdischer Bewusstseinsinhalte, all dies zugunsten weitgehender Befreiung von ihnen und zu vollständiger Gelassenheit in Bezug auf Sicherheit, Schutz und Versorgung durch geistige Aufgehobenheit: „Wer sein Leben [ Ego] verliert um meinetwillen, der wird es finden!“ (Mt. 16,25)
3) Rückkehr und weiterer Aufstieg ins geistige Bewusstsein, befördert durch Angstfreiheit, Sicherheit, Schutz, Versorgung und umfassender Liebe und Lebensharmonie.
Diese Abfolge findet sich bei Jona, der ins Meer geworfen wird, vom Wal verschlungen wird, der in dessen Eingeweide „zu Gott schrie“ und dann nach drei Tagen errettet wird. Sein Aufstieg ins geistige Bewusstsein wird dadurch gezeigt, dass er anfängt zu predigen.
Ähnliches gilt für Rotkäppchen, das „vom Wege abkommt“, dann vom Wolf verschlungen und dann aber unversehrt befreit und gerettet wird.
Ebenfalls ist bei Jesus zu sehen, dass seine irdischen Qualen der materiellen Ego-Stufe in die Grabeshöhle führen und dann zum Verlassen des Jammertals und damit zur Befreiung von der Gut/Böse-Stufe führt.
Dasselbe Schicksal hat Hiob, dessen materielle Leiden die Zwecklosigkeit formaler Gläubigkeit („ich hatte von dir … gehört“) zeigen, der sich dann selbst erniedrigt, also sein Ego besiegt (Kapitel 42), so den spirituellen direkten Dialog findet („der Herr antwortete“) und dann seine Erleuchtung erlebt („nun hat mein Auge dich gesehen“), worauf er von seinen Schmerzen erlöst wird, seine Auferstehung auf geistiger Grundlage vollendet und deren reiche Früchte erntet; dabei bedarf es bei Hiob ebenfalls fürchterlichen Leids der materiellen Welt, bevor er mit dem geistigen Dialog erwacht. Eine moderne Wortwahl für diesen dann erreichten Dialog ist zum Beispiel diejenige von N. D. Walsch: „Gespräche mit Gott.“
Ebenfalls der Weg des Parzival zeigt den des Menschen auf dem Weg zur Vervollkommnung: Zunächst muss er durch das Desaster seiner Mitleidlosigkeit vor König Amfortas hindurch, bevor er erst dann hinauf zum geistigen Königtum gelangt. Dabei wird an seinem Beispiel wie auch an denen vieler anderer klargemacht, vor allem aber bei Jesus und Johanna, dass der Weg der spirituellen Erleuchtung individuell ist und wie bei Jeanne ohne Kirche und Priestertum funktioniert:
„Ich glaube wohl, dass die streitbare Kirche nicht irren oder fehlen kann. Aber meine Worte und Taten übergebe und überlasse ich allein Gott, der mich tun hieß, was ich getan habe.“ (In: DIE ZEIT, Nr. 2, 05.01.2012).
Die Entwicklung zur spirituellen Reife mit dem Dreierschritt durchsteht auch Odysseus, der an einen Balken geklammert im tosenden Orkan treibt, dann von der Meeresgöttin aufgefordert wird loszulassen, um damit auch noch den allerletzten Strohhalm seiner materiellen Existenz aufzugeben: „Spring!“ Er treibt anschließend die besagten drei Tage in den rasenden Fluten und wird dann endlich ans Ufer seiner „Heimat“ angeschwemmt. Dabei muss er zwar noch weitere schwere Konflikte durchkämpfen, dies aber nun mit geistigem Bewusstsein und damit zum letztlichen Sieg.
Dasselbe Muster ist zu finden im Überleben des Joseph in der Zisterne, in der Befreiung Schneewittchens aus dem Glassarg oder in der altägyptischen Überlieferung von Osiris:

Public domain: Osiris-nepra.jpg Copy (Die Weizenhalme symbolisieren die Auferstehung.)
Bei der Selbstaufopferung des nordeuropäischen Schöpfergottes Odin (Wotan) verwundet dieser sich selbst mit einem Speer und hängt sich kopfüber am Weltenbaum auf; dabei sind es hier aber neun Tage, bis er die „Runen findet“, das geistige Sehen und Wissen, den spirituellen Dialog (Bei Hiob: „Nun habe ich dich gesehen.“); Odin „schreit“ und fängt an, spirituell zu „gedeihen.“
Der Eskimo-Held Rabe betreibt seine Selbstvernichtung, also sein Ego-Auslöschen dadurch, dass er den Riesenwal auffordert, dessen Maul weit zu öffnen und von selbst hineinspringt. Dies macht er allerdings nicht, ohne seinen Feuerbohrer mitzunehmen, mit dem er sich diesmal nach vier Tagen aus dem Ungeheuer herausschneidet (Campbell: S. 92, 200).
Dasselbe sehen wir bei Herakles, der sich in den Schlund des Wals hineinstürzt, um Hesione zu retten, sich aus dieser Art von Grabeshöhle herausschneidet und so den Sieg über die Materie davonträgt.
Vor allem sind es die modernen Aufklärer, die diese Schritte der Erfahrung des Verlorenen Sohnes mit Absturz ins Desaster des materiellen Lebens, des Jammertals machen. In der Biographie von Walsch sind es aber nicht drei Tage, sondern es ist ein Jahr, das er als Obdachloser sozusagen auf der Parkbank verbringt, bevor ihm seine „Gespräche mit Gott“ eröffnet werden.
Ausnahmen wie bei Johanna von Orléans sind selten. Das betrifft auch Goethes Faust, in welchem der Weg des Verlorenen Sohnes nur bis zum Scherbenhaufen (Faust I) gezeigt wird, dann aber letztlich auch das Endziel der Vervollkommnung am Ende von Faust II, indem die Engel Fausts Seele, die er dem Teufel überschrieben hatte, retten: „Faustens Unsterbliches entführen.“ (Kapitel Grablegung)
So gut wie jeder auf dem spirituellen Weg erfährt die beschriebene Abfolge der Erfahrungen, bei denen er durch irgendeine Art von Trümmerhaufen der materiellen Existenz über die Auslöschung des eigenen Egos „im Walfischbauch“ dann das Befolgen der Führung durch die innere Stimme erlernt und damit die Verwirklichung des „Dein Wille geschehe.“
Wie Buddha, Mohammed, Zarathustra, Mahavira, Krishna, Nanak oder Laozi hat Jesus aufgezeigt, welche Schritte zu machen sind (Bergpredigt). Er hat auf die Selbsterkenntnis als göttliches Wesen hingewiesen und auch durch sein Verhalten demonstriert, wie nafs, der Selbsterhaltungstrieb, das Ego, durch das Opfer zu zerbrechen ist.
Diese Entwicklung zur Vollkommenheit haben die Kirchen im Mittelalter bis aufs Messer bekämpft, und auch heute schweigen sie über geistige Selbsterkenntnis und Vervollkommnung (Ausnahm Theodosie, s.o.). Einige ihrer Hauptaufgaben wären es aufzuzeigen, wie die Menschen der Anforderung, vollkommen sein zu sollen, nachkommen können, wie das „Trachten“ aussieht, welche Voraussetzungen es dafür braucht und welche Sackgassen existieren wie zum Beispiel formaler blinder Glaube.
Die Identifikation mit unserem Hohen ICH ist deshalb so schwierig, weil es für uns völlig ungewohnt ist, einer unsichtbaren Instanz zu vertrauen und uns ihr hinzugeben. Vielmehr glauben wir, in Bezug auf unser Leben und ggf. dessen Bestimmung „selbst“, als Person eigentlich verantwortlich zu sein, obwohl wir „nur“ Ausführende sind. Außerdem ist es schwer, sich mit unserer Intuition zu identifizieren, weil wir von klein auf an die Mächte der äußeren Welt gewöhnt sind. Und schließlich haben wir auch nicht einmal Kenntnis von ihrer individuellen (!) Existenz erhalten. Obwohl, jeder für sich müsste es besser wissen, dass es mehr gibt als Körper, Gefühle und Verstand, nämlich diese unsere Geistseele, umgangssprachlich unser Bauchgefühl oder Gewissen.
Unser größter Feind im Leben ist die falsche Auffassung vom Ich, von mir als lediglich materieller Person, wodurch der wesentlich wichtigere Teil unserer ganzheitlichen Selbsterkenntnis fehlt. Diese Auffassung, dass ich (?) alles andere als vollkommen bin, wie es die Kirchen über die Jahrtausende predigen, ist eine abwegige Vereinseitigung und Verabsolutierung unserer Säugetiernatur, ein komplettes Unverständnis der Aussage, dass wir zum Ebenbild erschaffen sind, was letztlich auf eine Beleidigung des Schöpfers hinausläuft. Adam und Eva haben trotz der Vertreibung aus dem Paradies ihren Abbild- und Ebenbildstatus nicht verloren. Insofern bleibt das erste Ziel des Lebens die Erlangung des Kontaktes zu unserem höheren Bewusstsein, das über das irdische weit hinausreicht. Dann hat sich der Prinz (unser spirituelles Bewusstsein durch umgelegten „Mischerhebel“) erfolgreich durch die Dornenhecke (Jammertal, Schweineherde) zu Dornröschen (zur intuitiven Führung) durchgeschlagen wie Odysseus zu Penelope.
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Kommentare
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Eva sagt:
Das ist schön, diesen Sachverhalt aus so verschiedenen Quellen beschrieben zu bekommen.
Bei mir entsteht gleichzeitig ein wenig der Eindruck, als wenn die beiden Seiten unterschiedlich bewertet werden. Die Triebseite ist die Böse, und die sich zu den „Gefilden hoher Ahnen“ erhebende, die Gute. Was aber täte Gott ohne die materielle, umtriebige Seite? Ich schätze mal, da wärs ihm bald ganz schön langweilig in seinem ewigen Frieden, er könnte sich nicht im Anderen begegnen und sehnte sich wohl bald schon nach dem nächsten Urknall.
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jlang sagt:
Die Antwort findest du in Kapitel 3. Die Triebseite ist dazu da, uns zur Geistseite zu treiben. Sie ist der „böse“ Teil, der … stets das Gute schafft. Insofern gibt es nichts Böses in der Schöpfung, die „sehr gut“ ist (Gen. 1,31). Das einzige Böse ist das, was die Menschen sich und dem Planeten antun. Der Grund ist die falsch verstandene Selbsterhaltung. Aber dazu später mündlich ausführlicher.
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Kerrysek sagt:
Браво, мне кажется это отличная мысль
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Eva sagt:
Lieber Jürgen,
deine Ausführungen sind sehr interessant. Die vielen Zitate beeindrucken mich, da musst du ganz schön belesen sein! Und decken sich größtenteils mit meinem IFS-Modell, der Arbeit mit den inneren Anteilen, der inneren Familie. Ich würde allerdings Meister Eckhart nicht zustimmen, wenn er sagt, dass der innere Mensch der gute, und der äußere der Böse ist. Da gibt es viel Gutes auch beim äußeren!
Ich mag es überhaupt nicht so schwarz/weiß in Gut und Böse so zu trennen, denn das Gute bringt erfahrungsgemäß auch Böses hervor und umgekehrt. Und es kommt immer auf den Blickwinkel an: Für den Tiger ist sein Beutefang was Gutes, für die Gazelle eher böse.
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Claudia sagt:
Dieser Artikel hat mich sehr berührt, herzlichen Dank dafür und gerne mehr davon.
Freundliche Grüße
Claudia
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jlang sagt:
Hallo Claudia, vielen Dank für Ihren freundlichen Kommentar. In der Tat ist meine tagtägliche Erfahrung immer noch und jetzt mehr denn je, dass ich bei jeder Störung, bei jedem Problem, bei jeder offenen Frage sofort in das Bewusstsein der Ebenbildlichkeit gehe und daraufhin die Lösung erhalte, nicht immer gleich, aber immer richtig (was sich dann herausstellt).
Gerne mehr? Das können Sie haben, entweder eine Vertiefung der Aussagen meiner Website (das sind ja starke Verkürzungen der jeweiligen Themen und stellen außerdem nur etwa die Hälfte des Gesamtkonzepts dar) oder Antworten zu speziellen Fragen Ihrerseits.
Nur zu!
Grüße aus dem verregneten Harz.
JL
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Claudia sagt:
Hallo Herr Lang,
ich habe Ihren Blog gefunden, auf der Suche nach Hilfe“ was ist für mich noch wichtig ist und wie möchte ich mein Leben in Zukunft leben“ wie Sie auch, habe ich Schlimmes hinter und versuche jetzt meinem Leben eine andere Richtung zu geben und besinne mich auf das, was ich immer schon hatte. Ein ausgeprägtes Baugefühl und den Hang zum spirituellen.
Ich finde Ihren Blog höchst Interessant und vor allem sehr Vielschichtig.
Ich bin noch lange nicht durch, aber ich freue mich über jede neue Seite, die Sie auf Ihren Einträgen beschreiben.
Herzlichen Dank dafür!
VG von der , heute verregneten, Ostsee.
C
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Eva sagt:
Ich frage mich, ob tatsächlich immer mehr Menschen zu diesem Wissen erwachen, und sich die Brutalität dieser Welt dadurch zum Positiven verändern könnte. Ich würde es mir wünschen, aber kann es nicht recht glauben, da ich seit ich auf der Welt bin, keine Entwicklung in dieser Richtung wahrnehme. Ich habe eher den Eindruck, es wird immer grausamer. vielleicht kommt das aber nur durch die einseitigen Nachrichten, die man täglich ins Ohr gepresst bekommt.
Zur Beschreibung oben: Die Tiere kommen bei dieser Schilderung hier sehr unerleuchtet weg, als niedere Wesen.
Wenn ich meinen Hund beobachte, denke ich manchmal, der kann viel besser meditieren als ich. Oder ein Baum z.B. ! Wer sagt dir denn, dass der nicht meditiert? Und in dieser Disziplin womöglich schon weitaus fortgeschrittener ist als der Mensch? Hm?
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Eva sagt:
Das ist wirklich sehr schlüssig erklärt und von vielen Schriften aus der ganzen Welt belegt. Was einzelne kleine Wörter bei der Auslegung ausmachen können, wenn sie nicht beachtet werden!
Vielen Dank für diese beeindruckende Sammlung!
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Nata sagt:
Ja Jesus total der weise Gott,wow, klar das war sein Hohes Ich, er sprach mit sich selbst und fragte sich dann am Kreuz warum er da so schön rumhängt. Warum ICH hast du mich verlassen? Oh lass den Kelch hinüber gehen! Willst du ein anderen Weg für mich ! Ohhhh Kelch bewegte sich nicht x) . Wow wie weise Jesus war, und sein hohes ICH, auch heute erkenne ich den noch im süßen TüTü.
Wow was für ein toller Seelenplan und wie klug sein ICH war. Nur komisch das er ganz anders war und verdummt und nicht Mal sein hohes ich verstand x) “ waaaarum hast du mich verlassen?“ Waruuummmmm hilf mir hohes ICH,ich bin so dumm ohne dich,aber du bist doch ich?
Warum weiß ich es dann nicht wie schön ich an Kreuz hänge x).
Also Sarkasmus.
Wenn alle Menschen ein hohen ICH haben,Fresse ich ein Besen.
Eher stammen viele von gestörten Affen ab, und der Rest von was cooleren. Ne nicht alle haben hohes ich, und wenn ist es tot x) so dumm wie die sind x) IDIOTIELEIDENDE.
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RodneySlido sagt:
Прибарахлился: поменял взгляды на вещи.
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MarcusEcotT sagt:
Только настоящий друг может терпеть слабости своего друга.
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Eva sagt:
Da hab ich noch meine Schwierigkeiten.
Es würde totale Hingabe bedeuten, da macht mein Kontrollteil nur zögerlich mit. Er fühlt sich verantwortlich, dass meine irdische Manifestation möglichst lang und angenehm leben kann. Das höhere Selbst hat aber vielleicht andere Pläne oder gar keine, alles fließt irgendwie, beeinflusst von Milliarden Dingen, die zusammen wirken, wie z.B. einem Schmetterlingsflügelschlag in China, und ich lebe gut oder schlecht oder ich werde von einem Virus befallen und sterbe. Dies alles mit der stoischen Hingabe eines Samurais anzunehmen, das ist wirklich viel verlangt.
Aber wahrscheinlich die einzige Rettung aus dem psychischen Jammertal und dem Schmerz, den allein der Widerstand gegen das was ist erzeugt. Also werde ich weiter üben mich in Demut zu verneigen vor dem großen Gott, der in mir wohnt und von dem auch ich ein Teil bin.
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jlang sagt:
Der spirituelle Weg ist vergleichbar mit dem eines Soldaten. Der Soldat bekommt von seinem Dienstherrn alles gestellt, Ernährung, Kleidung, Unterkunft, eine verantwortungsvolle Tätigkeit und überhaupt alles, was er benötigt. Dazu gehören auch Partner, Familienleben, Freunde, Ausruhphasen, usw. Dafür hat er nur eins zu leisten: Gehorsam, also vollständige Hingabe an seine spirituelle Führung.
Die einzige Ausnahme in dieser Parallele ist, dass er sein Leben in der Ausführung seiner Aufträge nicht nur riskiert, sondern in jedem Fall hingibt; damit ist nicht das physische Leben gemeint, sondern der tierische Anteil, das Egoprogramm.
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